Endlich mal wieder machten wir uns auf zu einem der Bergischen Streifzüge. Diesmal der Steinhauerpfad, der einmal halbkreisförmig um das „steinreiche Lindlar“ führt. Zwar keine ausdrückliche Kindertour, aber mit 6,2 km Länge und viel Abwechslung gut machbar mit den Kleenen. Hilfreich für die Motivation zwischendurch: Hammer, Meißel und ein Fossilien-Bestimmungsbuch. Aber der Reihe nach.
Los geht‘s
Wir starten am Lindlarer Marktplatz und schlängeln uns zunächst durch Altstadtgassen. Dabei gilt: Nicht durcheinander bringen lassen, denn die Beschilderung ist, da die Tour in beide Richtungen begehbar ist, anfangs etwas verwirrend. Bevor es, nachdem wir einige Wohngebiete durchquert haben, rechter Hand bergauf in den Wald geht, passieren wir den ehemaligen Lindlarer Bahnhof. Ab 1912 war er Endhaltstelle der Linie Köln-Mülheim – Lindlar, auch Sülztalbahn genannt. 1960 wurde der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt. Noch weitere sechs Jahre dienten die Schienenwege dem Abtransport der Grauwacke aus den Lindlarer Steinbrüchen, 1966 jedoch nahm auch dies ein Ende und die Gleise wurden demontiert.
Ab in den Wald
Kurz nachdem der Pfad oberhalb des ehemaligen Bahnhofs völlig in den Wald eintaucht, verspricht ein kurzer Abstecher nach rechts bereits den ersten Kontakt in Sachen Steine. Doch Vorsicht: Unbedingt auf den Wegen bleiben. Einige Warnschilder später stehen wir am Rande eines recht anschaulichen Steinbruchs. Schautafel E klärt über die Entstehung der Lindlarer Grauwacke auf – und ziemlich gespannt kurbeln wir die Audio-Station in Erzähllaune. Wir hören vom Leben der Steinarbeiter und lesen von den weltberühmten Lindlarer Fossilienfunden. Sodenn: Dann packen wir mal unser Werkzeug aus.
Fündig geworden!
Auch wenn die seitlich des Steinbruchs angebrachte Kletterwand etwas anderes vorgaukelt: Klettern ist hier ein No Go! Denn teilweise sind die Felsbrocken extrem brüchig und scharfkantig – auch wenn man ihnen das nicht immer ansieht. Aber Klettern ist hier auch nicht nötig, denn was wir hier in der nächsten Stunde ausklöppeln, stammt durchweg aus am Boden liegenden, zunächst unspektakulär aussehenden Geröllklumpen. Und auch wenn man sich in der Thematik nicht auskennt, kommt man hier schnell in Goldgräberstimmung und findet mit etwas Geduld echte Fossilien! Wir hatten Glück und legten binnen kurzer Zeit einige Funde frei: offensichtlich Abdrücke von Seelilienstielgliedern. Noch viel besser, sicherer und mit sachkundiger Anleitung kann man Fossilien jedoch an Grabetagen entdecken, veranstaltet von Lindlar Touristik oder Ich mag es Bergisch. Wer sich für die Geschichte der bergischen Steinindustrie und für geologische Hintergründe interessiert, findet auf dieser Seite weitere Infos.
Jetzt erstmal Strecke machen
Eingestaubt und schwer bepackt geht es zurück zum Hauptweg, der uns nun weiter bergauf, tiefer in den Wald hineinführt. Schön, nach so viel Stein mal wieder sattes Grün zu sehen. Und was für ein Grün. Abwechselnd führt der Weg auf engen Pfaden durch dichten Laubwald, dann wieder auf breiteren Abschnitten durch Nadelwald mit kathedralenartigem Baumbestand. Immer wieder gibt es auch Aussichtspunkte, wie beispielsweise nahe Schautafel H mit Ausblick hinab in einen weiteren Steinbruch.
Es wird verwunschen!
Eben noch im Kathedralenwald und an der Aussichtsplattform, beginnt kurze Zeit später wieder ein neuer Abschnitt. Hier zeigt sich mal wieder die wirklich hervorragende Markierung der Wege, denn was nun folgt, ist eine Art Berg- und Talfahrt zu Fuß. Ein paar Treppenstufen führen zunächst nach oben – und dann geht es los: Hoch, runter, links, rechts, durch kleine Schluchten und dann wieder auf schmalem Pfad hoch, vorbei an Felsformationen auf der einen und bemoosten Hängen auf der anderen Seite. Bei feuchter Witterung kann es hier ziemlich rutschig sein, aber das tut dem Weg keinen Abbruch, denn der ist wirklich wunderschön. Und als wir schließlich auf einer Straße wieder aus dem Wald herauskommen, ist es fast ein bisschen schade.
Auf der Zielgeraden
Bevor wir kurz darauf die ersten Ausläufer von Lindlar erreichen, passieren wir noch zwei ortsansässige Steinbaubetriebe. Rechter Hand haben wir einen eindrucksvollen Blick auf eine Steinbruchwand samt türkisblauem Gewässer.
Anschließend macht die Tour noch einen kleinen Schlenker – und windet sich dann gemächlich wieder nach unten, bis wir zurück sind am Marktplatz.
Fazit: Eine abwechslungsreiche, sehr schöne Tour mit viel Potenzial, sich in Gesehenes zu vertiefen und noch einen kleinen Schlenker hierhin und dorthin zu machen. Interessante Schautafeln, hervorragende Beschilderung, unterschiedlichste Landschaftsformen – und einige schöne Picknickstellen. Für Kinder geeignet, jedoch sollten sie schon gut zu Fuß sein. Kinderwagen haben hier keine Chance.
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